Als Omegaverse-Fan bin ich ja mit Mpreg zumindest schon ein wenig vertraut. Auch wenn die meisten sich auf die sexuellen Instinkte beschränken, gibt es ja auch einige, die das Kinderkriegen thematisieren - entweder mit einem schwammigen 9-Monate-Zeitsprung oder richtig hardcore wissenschaftlich mit Querschnittsdiagrammen der zugehörigen Anatomie - das aber eher im Fanfiction-/Doujinshibereich. Während manche Omegaverse-Geschichten versuchen, eine Geburt ohne operativen Eingriff möglich zu machen, wählen andere Geschichten den nüchterneren, aber realisterischen Weg - alles raus mit Kaiserschnitt. Ich war sehr froh, dass die Geschichte hier auch den Weg gegangen ist - das passt zur slice-of-lifeigen Atmosphäre, die das Thema ernst nimmt und tatsächlich fragt: "Okay, wir weichen in einem Punkt mit unserer Prämisse von normaler Anatomie ab, aber wie funktioniert dann der Rest, wenn alles andere möglichst gleich bleibt?" Das ist so ein schön wisenschaftliches Prinzip - immer nur eine Variable verändern und ansonsten konstant bleiben. Geht dann mehr in Richtung hard scifi statt soft scifi, auch wenn "scifi" hier als Bezeichnung nicht wirklich passt. Etwas schade fand ich dagegen, dass zwar stark thematisiert wurde, wie das Baby rauskommt, aber nicht, wie es reinkommt. Es wurden ja schön die Missverständnisse aufgezeigt, die bei so einer Konstellation aufkommen könnten, wie das nur schwule Männer in der Bottom-Rolle schwanger werden können (wies im Omeaverse ja auch so ist, bis auf die Alpha Frau x Omega Mann-Rolle, aber auch da ist der Mann ja "unten"), aber genau deswegen hätte ich mir gewünscht, dass der Prozess da erklärt wird - dass er fiktiv und unrealistisch wäre, ist mir natürlich klar, aber dennoch wäre eine Schilderung interessant gewesen.
Ich fand die unterschiedlichen Werteauffassungen zum Thema Kinderkriegen und auch Abtreiben dagegen sehr gut in Szene gesetzt. Ich hatte ja bei Kiraide Isasete kritisiert, dass mir das da zu oberflächlich kam - hier wurde das besser gelöst. Es kommen sowohl Personen vor, die das Kind von Anfang an wollen und mit externen Problemen zu kämpfen haben, Personen, die zuerst abtreiben wollen, aber sich dann umentscheiden (also so wie in Kiraide Isasete, aber halt sehr viel einfühlsamer und nuancierter), und schließlich Leute, die abtreiben, wobei auch hier dargestellt wird, dass es keine einfache Entscheidung ist. Die Beziehungen an sich wurden auch sehr erwachsen dargestellt - ich war da auch sehr an Tokyo Girls erinnert. Die Beziehungen reichten von glücklich bis borderline dysfunktional, aber der Grundton der Geschichte war trotzdem sehr optimistisch - besonders im letzten Kapitel, das mir schon fast wieder zu naiv-idealistisch vorkam, in dem Sinne, dass in 30 Jahren so viel passieren kann, aber süß war es auch, also hat's mir nichts ausgemacht~.
Die Struktur der Geschichte fand ich auch gut - eine gute Balance zwischen durchgängiger Geschichte und abgeschlossenen Mini-Handlungen. So konnte ein roter Faden und ein Spannungsbogen aufrechterhalten werden und gleichzeitig die Perspektive von vielen verschiedenen Personen gezeigt werden.
Das kommt von mir wahrscheinlich nicht sehr unerwartet, aber ich hätte gern gewusst, wie es denn nun bei homosexuellen Pärchen wirklich aussieht. Nochmal: Ich fand's sehr gut, dass ein potentielles Stereotyp aufgebaut wird mit der Idee, dass nur homosexuelle Männer schwanger werden können, aber es bleibt etwas offen, ob das etwas ist, was tatsächlich passieren kann oder wirklich nur als Vorurteil existiert. Na ja, aber ich bin mir natürlich bewusst, dass das nicht in der scope der Geschichte miteinbegriffen ist.
Aber ich fand den Band ziemlich gut! Ich hatte, um ehrlich zu sein, einen Band volle Platitüden erwartet, aber er war doch tiefgehender, als ich dachte~
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