Bei Bruno Brazil durfte der All Verlag nichts an der Farbgebung ändern, dies haben die Rechte-Inhaber nicht gestattet.
Wenn Du den Band vor dem zeitgeschichtlcihen Hintergrund gelesen hättest, hättest Du gar nicht irritiert sein dürfen. Damals und auch noch Jahrzehnte danach war insb. in Ländern wie Frankreich und Italien der Kommunismus auch im Westen eine durchaus ernstgenommene Alternative zum Kapitalismus.
Bei Bruno Brazil durfte der All Verlag nichts an der Farbgebung ändern, dies haben die Rechte-Inhaber nicht gestattet.
Das weiß ich natürlich!
Aber in einem an Jugendliche gerichtete Comic aus dem Jahr 2021 hätte ich mir mehr kritische Distanz erwartet. Denn anders als manche Menschen im Jahr 1941 sollte 2021 jeder wissen, wieviel Leid der Kommunismus den Menschen gebracht hat und immer noch bringt.
Ich finds gut, dass man jungen Menschen auch andere Weltbilder als den hier seit gefühlten Ewigkeiten gelebten Neoliberalismus/Marktradikalismus aufzeigt. In dem gehts auch nicht allen gut.
Ich erinnere mich in dem Zusammenhang immer an ein Statement einer alleinerziehenden, von Grundsicherung lebenden Mutter aus den neuen Bundesländern, das ich etwa 20 Jahre nach dem Mauerfall im TV gehört hatte mit etwa diesem Tenor:
"In der DDR durften wir zwar nur in wenige andere Länder reisen, aber immerhin konnten wir jedes Jahr in den Urlaub an die Ostsee fahren. Jetzt habe ich zwar die Freiheit, dorthin zu reisen, wohin ich will, dafür fehlt mir aber das Geld. Ich kann mir trotz all der ganzen Freiheit mit meinen Kindern nicht einmal mehr ein einziges verlängertes Wochenende an der Ostsee leisten."
Halte diesen Urlaubsansatz auch für bedenklich. Also ich würde meine Freiheit nicht gegen einen Woche Urlaub an der Ostsee tauschen wollen.
Harry und Platte - Gesamtausgabe 5
Die 5. Gesamtausgabe der Reihe "Harry und Platte" von Will & (noch) Rosy präsentiert eine bunte Platte an Geschichten und ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.
Doch der Reihe nach:
1. Toar erwacht!
Die erste Geschichte dieser Sammlung ist durchaus wegweisend für die weiteren Alben von Will & Rosy, sie ist geprägt von fantastischen Elementen und verzichtet weitestgehend auf eine realistische Grundlage. Die Geschichte beginnt zunächst mit dem Diebstahl eines antiken Schlüssels und Harry und Platte werden eher zufällig in das Geschehen hineingezogen, als der Verkäufer, der ihnen die Geschichte des seltsamen Schlüsseldiebstahls erzählt, wenig später spurlos verschwindet. Da einige Indizien auf den Schock hinweisen, gehen sie der Sache nach. Das Album lässt sich in 2 Teile aufteilen. Der erste Teil konzentriert sich auf die Nachforschungen von Harry und Platte und ist durchaus atmosphärisch und spannend. Der zweite Teil dreht dann auf und konzentriert sich hauptsächlich auf die Action. Logische Erklärungen, wie denn dieser "Toar" eigentlich funktioniert, werden nicht geliefert, die Darstellung einiger Zahnräder und Hebel sollte hier wohl völlig ausreichend sein.
Mir persönlich war das etwas zu viel des Guten und der zweite Teil der Geschichte negiert irgendwie den ersten Teil. Vielleicht bin ich auch einfach schon zu alt für solche Geschichten, wer weiß?
Da mich die Geschichte insgesamt nicht wirklich vom Hocker gerissen hat, vergebe ich:
2/5 Ritterfigürchen
2. Der große Kampf
Diese Geschichte setzt dem Fantastik-Ansatz von "Toar erwacht" noch gehörig eins obendrauf! Beim Lesen der Geschichte war ich daher zunächst auch wenig angetan. Aber: worum geht's?
Das Album beginnt mit einer seltsamen Sequenz, Harry und Platte fahren mit dem Auto durch ein menschenleeres Dorf, im Laufe der Ereignisse verschwindet Harry plötzlich, es regnet Steine vom Himmel und Platte trifft in einem Kleiderschrank auf den Schock, der ihm eine Einladung übergibt. Klingt seltsam? Ist es auch! Ich möchte hier auch gar nicht zu viel verraten, nur soviel sei gesagt, es handelt sich bei dieser Geschichte um den (für lange Zeit) letzten Auftritt des Schock, da Will keine Lust mehr auf diese Figur hatte. Schon alleine deshalb markiert diese Story einen Meilenstein. Das Album ist durchzogen von surrealistischen Sequenzen und hat mich ehrlich gesagt beim Lesen zunächst überfordert. Die Erklärung (die nicht allzu lange auf sich warten lässt) fand ich dann auch erstmal Banane. ABER, je länger ich über diese Geschichte nachdenke, desto genialer finde ich sie.
Das Album ist definitiv außergewöhnlich und für mich im Nachhinein betrachtet das beste Album von Will & Rosy. dafür kann ich eigentlich nur:
5/5 große Lamas vergeben
3. Die grüne Materie
Die "grüne Materie" setzt genau da an, wo "der große Kampf" endete, kann also als direkte Fortsetzung gesehen werden, allerdings vollzieht Rosy hier inhaltlich eine völlige Kehrtwende. Die Geschichte enthält nach wie vor eine Portion Fantastik, setzt aber vom Storytelling her fast ausschließlich auf Slapstik. Man wähnt sich zeitweise in einem "Dick & Doof" Film, eine absurde Verfolgungssituation reiht sich an die nächste, der angeheuerte Dieb, der die grüne Materie klauen soll, scheint übermäßig vom Pech verfolgt und am Ende "verkommt" Platte zur Witzfigur. Die Geschichte legt ein enormes Tempo vor, Atempausen gibt es eigentlich kaum, dafür sorgt schon die grüne Materie selbst und der Bösewicht hat nicht annähernd das Format eines Schock.
Trotzdem (oder vielleicht auch deshalb?) hat mir das Album viel Spaß gemacht und ich vergebe gerne
3/5 Chlorophyll-Kaugummis
4. Ein flotter Hüpfer
Der Titel dieser Geschichte klingt irgendwie, als hätte @frank1960 sich den ausgedacht aber: nein, so heißt dieses Album tatsächlich und: ja, der Titel trifft den Inhalt ganz gut. Die Geschichte ist widerum eine direkte Fortsetzung von "die grüne Materie" und widmet sich dem klassischen Agenten-Thema. Rosy bleibt dabei dem Slapstik treu und eine Action-Sequenz reiht sich an die nächste. Eine Fremde Macht will sich Platte's neue "Superkräfte" zu nutze machen und die Geschichte ist durchzogen von skurrilen Gags, gerade im Bezug auf Platte's Fähigkeiten. Das ist durchaus lustig anzuschauen und macht Laune.
Ich vergebe für dieses Abenteuer solide
3/5 dehnbare Klamotten, die Platte sicher gut gebrauchen kann.
Ich freue ich mich jetzt auf die "ernsteren" Geschichten von Tillieux!
Geändert von PhoneBone (17.02.2022 um 10:16 Uhr)
Nein, mit "Urlaub an der Ostsee" habe ich ein Beispiel (das übrigens von einer in der DDR aufgewachsenen Frau stammt und nicht von mir) geliefert, dass Freiheit nur für denjenigen auch freies Handeln bedeutet, der sich dieses leisten kann. Und das können in unserem marktradikalen neoliberealen Kapitalismus leider immer weniger!
Ja, so schreiben die Leute, die sich ihre Freiheit leisten können...
Äh, die Kinder der Resistance spielen während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich. Wo waren da jetzt die Mauertoten? Erwartest du ernsthaft, dass der Autor in jedem in einem historischen Setting angesiedelten Comic die Bemerkung einfügt, dass später der (real existierende) Kommunismus aber für Staatsverbrechen wie das Töten von Flüchtenden verantwortlich wurde?
Erstaunlich, dass es immer noch Menschen gibt, die sowas ernsthaft als Argument anbringen. Als ob alle, die von Grundsicherung leben, keine Ausbildung hätten und faul wären. Nee, is klar. Und dann kommt immer die Rechtfertigung, dass man selbst ja für seinen Wohlstand hart gearbeitet hat. Als ob die Menschen, die drei Minijobs gleichzeitig machen müssen, um über die Runden zu kommen, oder die armen Teufel, die bei Wind und Wetter den Homeoffice-Workern ihre Sch***pizza auf dem Fahrrad bis an die Wohnungstür bringen müssen, alle faul oder doof wären. Oder eben die Leute, die Vollzeit arbeiten und trotzdem auf Hartz IV angewiesen sind. Und mit Kapitalismus hat das alles natürlich auch nichts zu tun, sondern das sind dann nur irgendwelche vom Himmel gefallenen Auswüchse der an sich doch so tollen "sozialen Marktwirtschaft".
@BonePhone
In FF Super Tip Top 34 singt der Gin: "Armes Fizzchen bist du krank, dass Du nicht mehr hüpfen kannst", als der Platte im Bett liegt und von Harry veräppelt wird. Wie heissts denn in der GA?
Ach wär Ich doch ein Junge noch wie einst
Mit Bastei-Gruß,
euer Frank
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Von eurem starken Mann mit dem goldenen Herzen.
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Das ist doch unlesbar wenn wir ehrlich sind.
Auf einen Nenner gebracht: Dummdideldum!
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Ich bin jedenfalls froh, dass die Reihe unter Tillieux einen ernsteren Ton anschlägt und sich weitgehend vom Fantastischen entfernt, wobei die "Jagd auf den Unsichtbaren" ja jetzt auch nicht unbedingt super realistisch ist. Auch bin ich froh, dass Tillieux den Schock völlig ignoriert. Von ständig wiederkehrenden Bösewichten habe ich seit "Olrik" genug.
Was mich bei Harry und Platte generell ein bisschen stört ist, dass die beiden überhaupt kein Profil haben. Die Figuren sind völlig austauschbar, sogar untereinander. Keiner der beiden hat irgendeine besondere Eigenschaft, von Bart und Glatze mal abgesehen, anhand derer man die beiden unterscheiden könnte. Die sind wie eineiige Zwillinge, sogar die exakt gleiche Statur habe sie.
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Hellboy, Seed of Destruction, Library Edition
Muss ich inhaltlich nix zu schreiben, wollte nur sagen, dass die Library Edition wirklich toll ist, die Zeichnungen wirken groß doch noch besser als im üblichen US Format. Wenn eure Trades, wie meine, auch Seiten verlieren solltet ihr mal einen Blick auf diese Ausgabe werfen, denke es lohnt sich.
Valerian & Veronique: Jenseits von Raum und Zeit – Die Kurzgeschichten
Ein äußerst unterhaltsamer und gelungener Nachschlag für alle Liebhaber der beiden franko-belgischen Science-Fiction-Helden. In sieben enorm kurzweiligen Geschichten, die irgendwann zwischen den bekannten Alben spielen, werden massenweise abwechslungsreiche Ideen aufgegriffen. Insgesamt nochmal deutlich humorvoller als die Hauptreihe kommt mir der Band wie ein kleiner, unbeschwerter Spielplatz für die Macher vor. Da wird zwar am Rande auch, aber doch insgesamt deutlich weniger Gesellschaftskritik geübt, als es normalerweise bei Valerian & Veronique üblich war, dafür kommt der Spaß niemals zu kurz. Die Abenteuer erinnern teilweise an große literarische Vorbilder, aber auch ein wenig Star Trek Feeling kommt auf, wenn schlag auf schlag neue Episoden mit interessanten Ideen auf den Tisch kommen. Ein schöner Band, in Sachen erzählerischer mit den großen Alben aber genauso wenig mithalten kann, wie in Sachen Artwork, denn auch das ist weniger aufwändig gehalten.
7/10
Rip in Time – Die phantastische Welt des Richard Corben 13
Nach all den Ausflügen durch die Zeit mit Valerian und Veronique habe ich mir gedacht, ich könnte doch auch mit Altmeister Richard Corben mal wieder einen Trip durch die vierte Dimension antreten. Geht es bei den franko-belgischen Raum-Zeit-Agenten jedoch zumeist in die Zukunft, beschert mir Mister Corben im letzten Band seiner „Phantastische Welt“-Reihe eine Reise in die Welt vor einigen Millionen Jahren, und die gerät Corben-Typisch maximal trashig.
Die üppig ausgestattete Colonel Nelson hat die Aufsicht über ein streng geheimes Multi-Milliarden-Dollar-Projekt, sieht sich währenddessen aber ständigen sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Der junge Rip, ein Normalo aus normalen bis ärmlichen Verhältnissen, hat mit der Akzeptanz seiner Person bei der Familie und den Freunden seiner Freundin zu kämpfen, die ist nämlich stinkreich. Auf dem Weg zu einer Party geraten die beiden in einem Schnapsladen in einen Überfall. Rips Herzdame wird entführt und während der wilden Flucht gerät der Entführer mit seiner Geisel per Zufall in eben dieses Multi-Millionen-Dollar Experiment. Klar, dass Rip alles daran setzt die Liebe seines Lebens zu retten, und so kommt es irgendwann zwischen Jura- und Kreide-Zeit zu einer abenteuerlichen Hatz voller Dinos, Blut und immensen Oberweiten.
Ein echter Corben mit witziger Story, der unter den Offensichtlichen Schauwerten nicht mit reichlich Gesellschaftskritik Geizt, werden doch allgemein bekannte, häufig jedoch ignorierte Probleme wunderbar überspitzt aufs Tableau gebracht. Leider nur in Schwarz/Weiss, dennoch äußerst gelungen, erzählerisch wie optisch.
7,5/10
Batman: Niemandsland – Band 8
Die Autorenschaft, angeführt von Chuck Dixon und Greg Rucka setzt zum Finale des Niemandslands an. Ein Heilsbringer mit prall gefüllten Taschen hat sich auf den weiten Weg nach Gotham City gemacht, um die Stadt zu retten und wieder aufzubauen, einer der größten Wohltäter, den man sich denken greift selbstlos ganz tief in die eigene Tasche um zu helfen wo er kann, ein Mann wie ein Engel – Lex Luthor.
What? Klar, die Nummer kauft ihm keiner ab, der Leser schon gar nicht, doch der Rest der Welt muss erstmal vom Gegenteil überzeugt werden, denn die wissen ja nicht, dass er auch noch Bane für sich eingespannt hat. Der Joker mit Harley an seiner Seite und einem Trupp Doppelgänger als Armee findet das auch nicht so witzig, nimmt sich aber lieber erstmal Ex-Cop Pettit zur Brust, der mittlerweile dermaßen in Richtung Wahnsinn abgedriftet ist, dass es selbst Huntress zu heftig wird.
Aber auch wenn sich an all diesen Fronten die Lage massiv zuspitzt, hat Batman es doch mittlerweile geschafft einen großen Teil von Gotham unter seinen Schutz zu stellen, Gordon und seine Blue Boys waren auch nicht untätig und die Bat-Family mit Babs Gordon, Azrael, Nightwing etc… trägt auch ihren Teil bei. Die zwei wichtigsten Akteure, die für Batman bzw. Bruce Wayne auf geheimer Mission sind halten sich allerdings eher auf leisen Sohlen im Hintergrund. Hierbei ist Catwoman die Frau für die Einsätze, die besonderes Fingerspitzengefühl erfordern und Lucius Fox ist mit seinem klugen Geist ein perfekter Verhandlungsführer.
Ja, es passiert sehr viel in diesem Band. Von Drama und Schicksalsschlägen über freudige Erfolge und brachiale Action ist alles vertreten. Der ein oder andere Gaststar darf mal vorbeischauen und die Auflösung gefällt mir insgesamt sehr gut. Natürlich muss man einfach schlucken, dass dem Rest Amerikas vor etwa einem Jahr das Schicksal von vielen Millionen Menschen nahezu am Allerwertesten vorbei ging und jetzt die drohende Tragödie für einen Jungen das Zünglein an der Wage gewesen sein soll, um eine Nation zum Umdenken zu bewegen. Andererseits wissen Einzelschicksale uns oftmals mehr zu berühren, als die einer anonymen Menge, das macht es dann doch wieder glaubwürdig.
8/10
Lohnt sich also ein Ausflug ins „Niemandsland“ mit allem drum und dran? Ich finde unbedingt! Alleine die Grundstimmung und Atmosphäre, die auf den über 3.400 Seiten heraufbeschworen wird hält mich immer bei der Stange, selbst wenn mal ein schwächeres Heft an der Reihe war. Dass so viele Autoren und Zeichner über so viele Heftserien verteilt an einem einzigen Event arbeiten, und das auch noch dermaßen schlüssig zusammenbringen, das ist schon eine besondere Leistung und der legendäre Ruf, den der Run aus der Jahrtausendwende genießt, ist meines Erachtens absolut verdient. Ich finde zwar auch, dass die Vorgeschichte mit dem „Beben“ und dem „Weg ins Niemandsland“ insgesamt etwas stärker war als die mittleren und späteren Bände der Hauptreihe, aber insgesamt gesehen spielt sich das alles auf einem sehr hohen Niveau ab. Für mich eines der Glanzstücke, die ich bislang in der „Standard-Superhelden-Sparte“ entdecken durfte.
VG, God_W.
Geändert von God_W. (19.02.2022 um 17:48 Uhr)
Über Besuch, Meinungen, Diskussionen etc... freue ich mich immer sehr!
Valerian & Veronique: Hinter der Zeit - Die gesammelten Souvenirs der Zukunft
Das Album enthält die „Souvenirs der Zukunft“ und ist im Grunde kein „richtiges“ Valerian & Veronique Album. Vielmehr erleben wir eine Art Mischung aus einem Best-Of, in dem sowohl Valerian und Veronique als auch all die besonderen Figuren, die wir im Laufe ihrer Abenteuer kennenlernen durften, zu Wort kommen. Da werden Träume, Erinnerungen und Interviews geteilt, was zu schönen Kurzgeschichten führt, die wirklich wunderschön bebildert wurden. In Sachen Artwork hat sich Mézières hier nochmal richtig ins Zeug gelegt, die Bilder laden zum Schwelgen ein, sind deutlich aufwändiger, als beispielsweise in den Kurzgeschichten zuvor und die kurzen Stories sind zumeist herzerwärmend und witzig. Ein Loblied auf unsere Helden und ihre Freunde in dem viele alte Handlungsstränge nochmal aufgegriffen werden, ungefähr wie bei einem „was wurde eigentlich aus…“. Für Fans ein Muss, für alle Anderen eher Überflüssig, denn ohne die Reihe zu Kennen macht die Lektüre des Bandes einfach keinen Sinn.
Notiz an mich: Ich muss dringend mal Hugo Pratts „Südseeballade“ lesen, der Corto Maltese-Verschnitt war hier schon wieder am Start, das fixt mich ungemein an!
7,5/10
Bloodstar
Nachdem ich gerade mit „Rip in Time“ die 13-Bändige Carlsen-Reihe mit Werken des mittlerweile verstorbenen Altmeisters Richard Corben beendet hatte, will ich mich mit „Bloodstar“ einem seiner berühmtesten Werke widmen, immerhin wird der Bearbeitung einer Vorlage von Conan-Autor Robert E. Howard nachgesagt den Begriff „Graphic Novel“ geprägt zu haben. Ob das wirklich stimmt, also „Bloodstar“ der erste Titel war, der diesen Begriff definierte weiß ich nicht, aber die Symbiose zwischen Corbens entfesselten, plastischen Zeichnungen, gepaart mit der typisch mutigen Farbgebung und Howards unbändiger Fantasie und archaischer Kraft, das macht schon enorm was her.
In der rund 30-Seitigen Vorlage „Das Tal des Wurmes“ vereint Howard mal wieder auf treffliche Weise Versatzstücke der menschlichen Historie, um das Ganze schließlich doch in ein episches Fantasy-Fest mit Horrorelementen fließen zu lassen, im Zentrum einen überlebensgroßen Helden, der es mit allerlei Widrigkeiten zu tun bekommt. Für die Adaption zur Graphic Novel wurden dann einige Änderungen vorgenommen, angefangen bei der Rolle des Erzählers der Story, die etwas vereinfacht wurde. Ebenso wurde eine stringentere Herkunftsstory der beteiligten Völker ausgearbeitet und selbstverständlich wurde eine Frau hinzugefügt. Das bringt nicht nur optische Schauwerte, sondern fügt der kraftvollen Erzählung mit einem Reigen aus Eifersucht und Neid weitere Aspekte hinzu, die sich nahtlos einfügen und die Sache insgesamt umfassender und runder erscheinen lassen.
Ja, doch, kann man durchaus als Graphic Novel bezeichnen, und das nicht nur, weil zu beginn jedes Kapitels zwei Seiten Text vorangestellt sind, bevor es mit bildhafter Erzählung weitergeht, sondern weil die, wie gesagt nur etwa 30 Seiten starke, Vorlage sehr gut adaptiert und dabei sogar sinnvoll ergänzt wurde. Howard meets Corben oder Corben meets Howard, auf alle Fälle ein Gewinn für den Leser!
8,5/10
Die Don Rosa Library 5: Onkel Dagobert und Donald Duck – „Der König des Klondike“
Auch mit Krümelchen zusammen gab es wieder einen schönen Schwung allabendlicher Lektüre, und das war es für mich endlich, das Meisterwerk, welches ich mir bereits bei Band vier und der ersten Hälfte von „Dagobert Duck – Sein Leben seine Milliarden“ erhofft hatte. Alle meine klitzekleinen Kritikpunkte, die ich bei einigen wenigen der ersten sieben Teile noch hatte wurden von Rosa hier ausgemerzt bzw. umschifft. Erzählerisch ist das nochmal runder geworden und wirkt nicht so gehetzt, die Schauplätze sind, wie immer bei Rosa, wunderbar detailliert gezeichnet und auch der Humor sitzt für mich etwas treffender. Besonders gut hat mir aber auch der äußerst ernste Ton gefallen, der zwischendurch massiv für Tragik gesorgt hat. Das ist in einem Disney-Enten-Comic vielleicht nicht jedermanns Sache, aber nur so macht der Lebensweg des alten Knausers für mich wirklich Sinn, und nur auf diese Weise kann im Finale das fulminante Comeback des reichen Schotten mit der Vereinigung zwischen ihm und den Überbleibseln seiner Familie erfolgen. Ganz großes Comic-Kino, wirklich meisterhaft.
Dazwischen gab es in dem Band allerdings noch zwei Geschichten, die Don Rosa auf speziellen Wunsch europäischer Verleger anfertigte. „Auf der Suche nach der verlorenen Bibliothek“ ist ein fulminant recherchiertes und aufgebautes Wettrennen um die Welt, gespickt mit historischem Fachwissen (und einigen Ungenauigkeiten, wie Rosa selbst zugibt), welches neben absoluten Augenöffner-Schauplätzen vor allem mit einem großartigen Kniff zum Finale aufwarten kann, der wiederum eine herrliche Verbindung zu den Ducks und auch zu „Sein Leben seine Milliarden“ herstellt. Für die Kleinen, wie Krümelchen, etwas zu viel Historik und zu verschwurbelt, dafür für Erwachsene und Heranwachsende umso besser.
„Dabei sein ist alles“ ist ein leider äußerst durchschnittlicher Funny-Beitrag, der zwar durchaus zu unterhalten weiß und viel Slapstick zu bieten hat, aber erzählerisch doch sehr einfach gestrickt wurde. Allerdings passt der aktuell super zu meiner Stimmung, denn ich als Sportbegeisterter verfolge voller Freude die olympischen Winterspiele, und um selbige geht es in dem Comic ja auch, wenn auch ein paar Jährchen zuvor. Insgesamt also ein großartiger Band mit minimalem Abzug für die Auffüller-Geschichte.
9,5/10
VG, God_W.
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